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Dieser Artikel wird nach jeder neuen Umfrage geupdatet.

Nach der neuesten Umfrage auf science.lu haben die Einwohner Luxemburgs aktuell ca. 5,7 physische Kontakte pro Tag. Im Vergleich: Vor dem Lockdown betrug dieser Wert ca 17,5 (Daten aus einer ähnlichen Studie von Joël Mossong im Jahr 2008).

Als physischer Kontakt definiert wurde dabei ein Gespräch mit mehr als drei Worten bei einem Abstand von weniger als zwei Metern – mit oder ohne Maske. Die Kontakte wurden berechnet, indem die Anzahl an externen Kontakte und die Anzahl der Mitglieder des Haushalts zusammen addiert wurden.

Autoren der Umfrage sind Joël Mossong (damals LNS, jetzt Inspection Sanitaire) und Ardashel Latzusbaia (damals LNS). Die Ergebnisse der Umfrage bis zum Juni 2020 wurden in dem Fachjournal PlosOne veröffentlicht. Hier der Link zur ganzen Studie.

Während des Lockdowns im März 2020 war diese Zahl auf ca 2,9 runtergegangen – was einem Rückgang von über 80% entspricht. Nach dem Lockdown ist die Anzahl der physischen Kontakte dann im Juni auf ca 7,5 gestiegen und seither pendelt sie sich zwischen 5,7 und 7,4 ein. Im März konnte ein leichter Anstieg verzeichnet werden, im April während der Osterferien ging die Zahl dann wieder leicht runter. 

Kontakte je nach Altersgruppe

Wenn man die TeilnehmerInnen nach Altersgruppen aufteilt, wird ersichtlich, dass die Jüngeren am meisten Kontakte haben und die Älteren am wenigsten.

Kontakte mit oder ohne Maske

Wir haben die TeilnehmerInnen auch gefragt, wie viele Kontakte sie mit Maske und wie viele Kontakte sie ohne Maske hatten. Die Zahlen können leicht abweichen von dem Diagramm zuvor (weil z.B. Kontakte, die einmal mit Maske und später am Tag ohne Maske doppelt angegeben wurden.)

Von Dezember bis März 2021 kann man feststellen, dass der größte Teil der Kontakte mit Maske stattgefunden hat. Im April 2021 gaben es leicht mehr Kontakte ohne Maske, als mit. Die Kontakte ohne Maske stellen zu einem Teil die Personen des eigenen Haushaltes dar.

Wenn man sich hier noch die Aufschlüsselung nach Alter anschaut, merkt man vor allem einen signifikanten Rückgang der Kontakte ohne Maske bei den Jüngeren zwischen August 2020 und Ende 2020/Anfang 2021. 

Was auch interessant ist: Die Jungen Menschen (13-34) haben gar etwas weniger Kontakte ohne Maske (2,7-3,7) zwischen Dezember und April als die mittlere Gruppe der 35-54-jährigen (2,9-3,8). D.h. die jungen Menschen haben zwar mehr Kontakte, davon allerdings gar nicht so viele ohne Maske, bzw verhältnissmässig viele Kontakte mit Maske. 

Wichtig zu unterstreichen ist, dass durch die freiwillige Teilnahme und die Einladung über science.lu die Studie nicht repräsentativ für die Bevölkerung ist. Einige Bevölkerungsgruppen sind unter- und andere überrepräsentiert. Dennoch liefern die Ergebnisse interessante Einblicke in das Sozialverhalten.

Was wurde in der PlosOne-Studie herausgefunden?

Über die Ergebnisse der Studie hatten wir auf science.lu berichtet. Die Hauptkonklusionen:

  • Die mittlere Anzahl der berichteten Kontakte war bei jungen Teilnehmern signifikant höher als bei älteren
  • Die durchschnittliche Anzahl der Kontakte war signifikant höher wenn die Umfrage in französischer Sprache durchgeführt wurde (Mittelwert 3,6) im Vergleich zu Deutsch (Mittelwert 3,2) und Englisch (Mittelwert 2,8)
  • Einwohner mit portugiesischer Nationalität hatten mit einem Mittelwert von 4,3 am meisten Kontakte, gefolgt von Luxemburgern (3,5) und Belgiern (3,3) und Franzosen, Deutschen und Italienern (jeweils 3,1).
  • Die höchste Anzahl von Kontakten wurde für die meisten Kontakte bei der Arbeit angegeben

Was ist das Ziel der Umfrage/Studie?

Ziel der Umfrage ist es, die Auswirkungen der staatlichen Restriktionsmaßnahmen auf die sozialen Kontaktmuster der luxemburgischen Bevölkerung quantitativ abschätzen zu können.

Die Umfrage wird regelmäßig wiederholt:

Wer steckt hinter den Umfragen und der Studie?

Die Umfrage wurde gemeinsam vom Fonds National de la Recherche (der die Internetseite science.lu unterhält) und Wissenschaftlern des Service Epidemiologie und mikrobielle Genomik des Laboratoire nationale de santé (LNS) durchgeführt.

Die Autoren der Studie sind Ardashel Latsuzbaia (Erstautor, damals LNS), Joël Mossong (damals LNS, jetzt Inspection Sanitaire), Malte Herold (LNS) und Jean-Paul Bertemes (FNR). Die Umfrage basiert auf einer ähnlichen Studie, die Joël Mossong bereits 2008 durchgeführt hatte. Daten aus dieser Studie werden oft benutzt, um mathematische Modelle zu parametrieren. Deshalb wird diese Studie oft zitiert. Im Rahmen der Pandemie diente sie nun, quantitativ zu erfassen, wie sich staatliche Restriktionen auf die physischen Kontakte der Bevölkerung auswirken.

Hintergrundinformationen zu den Umfragen

Die Umfragen wurden per Survey Monkey erstellt und über science.lu sowie die Facebook- und Instagram-seite von science.lu publiziert. Über sponsored posts auf Facebook konnten gezielt luxemburgische Einwohner angesprochen werden. Es handelt sich um nicht-repräsentative Umfragen. Dennoch vermitteln die Ergebnisse, vor allem wegen der hohen Zahl an Teilnehmern (allein 5644 Teilnehmer zwischen dem 25. März und dem 1. Mai), interessante Einblicke in das Sozialverhalten der Bevölkerung.

Die erste Phase der Erhebungen begann am 25. März, eine Woche nach Beginn des Ausnahmezustands. Um eine hohe Beteiligung zu erzielen, umfassten die Umfragen bewusst nur eine geringe Anzahl an Fragen, wie Ardashel Latsuzbaia erklärt: „Während des Lockdown haben wir die Alterskategorie, die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, die Anzahl der Kontakte während der vorangegangenen 24 Stunden, die Nationalität sowie den Ort, an dem die meisten Kontakte stattgefunden hatten, abgefragt. Die Umfrage nach dem Lockdown umfasste dann weitere Fragen, um so auch die Anzahl der Kontakte zu ermitteln, die ohne das Tragen einer Gesichtsmaske stattgefunden hatten.“ 

Ein sozialer Kontakt wurde dabei als ein persönliches Gespräch von mehr als drei Wörtern in einem Abstand von weniger als zwei Metern definiert. Die geschätzte Gesamtzahl der Kontakte kam zustande, indem die gemeldete Zahl der Kontakte außerhalb des Haushalts zu der Zahl der im Haushalt lebenden Personen addiert wurde. Alle Studienteilnehmer wurden darüber informiert, wie die gesammelten Daten verarbeitet und genutzt werden sollten.

Autor: Jean-Paul Bertemes (FNR)
Autoren der Umfrage: Joël Mossong (Inspection sanitaire, damals LNS), Ardashel Latsuzbaia (LNS)
Autoren der PlosOne Studie: Ardashel Latsuzbaia, Malte Herold, Jean-Paul Bertemes, Joël Mossong
Editor: Michèle Weber (FNR)

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