Eine gesunde Ernährung ist sowohl wichtig zur Vorbeugung von Krebs als auch zur Unterstützung während einer Krebstherapie, da sie zu einem gesunden Körper und Immunsystem beiträgt. Aber kann man mit der richtigen Ernährung auch das Krebswachstum oder dessen Verbreitung beeinflussen? Laura Neises, Labor Managerin in der Krebsmetabolismus Forschungsgruppeam Luxembourg Institute of Health (LIH).
Wie unterscheidet sich der Stoffwechsel einer Krebszelle von dem einer gesunden Zellen?
Zellen wachsen, teilen sich und erfüllen verschiedene Funktionen. Die Gesamtheit der chemischen Prozesse, die dabei ablaufen, nennt man Stoffwechsel oder auch Metabolismus.
„Krebszellen haben im Vergleich zu normalen Zellen einen erhöhten Stoffwechsel, das heißt alle chemischen Prozesse innerhalb der Zelle laufen schneller ab. Sie wachsen und teilen sich auch schneller und verbrauchen deshalb mehr Energie“, sagt Laura Neises. Der veränderte Stoffwechsel bei Krebszellen ist häufig auf Mutationen, also Defekte in der DNA zurückzuführen. Diese können entweder vererbt werden oder sich im Laufe des Lebens durch Umweltflüsse, wie z.B. UV-Strahlung oder Alkohol ansammeln.
Was kann man im Workshop „Du bist, was du isst“ auf den Researchers' Days ausprobieren?
Im Workshop „Du bist, was du isst“ des LIH lernen die Besucher, wie die Ernährung unseren Stoffwechsel und den unserer Zellen beeinflusst. Welche Nährstoffe enthalten verschiedene Diäten? Mittels einem selbst gebasteltem Hologramm-Projektor kannst du dir diese näher anschauen. Außerdem erfährst du, wie komplex unser Stoffwechsel ist und wie unterschiedlich dieser in gesunden im Vergleich zu Krebszellen abläuft und kannst dir letztere sogar unter dem Mikroskop anschauen.
Was sind die Researchers‘ Days?
Am Samstag, 26. November verwandelt sich die Rockhal in ein riesiges Forschungslabor: In mehr als 30 praktischen Workshops bringen Forscher und Institutionen dir ihre Wissenschaft näher. Anfassen, Ausprobieren und Experimentieren sind ausdrücklich erwünscht!
Wann? 26. November von 10 bis 19h
Wo? Rockhal in Esch/Belval
Eintritt? Ist frei!
Kann man das Wachstum und die Verbreitung von Krebszellen durch bestimmte Diäten beeinflussen?
„Das versucht man zurzeit in der Metabolismus-Forschung, also der Forschung, die den Stoffwechsel von Zellen untersucht, herauszufinden. Hierfür werden Studien durchgeführt, bei denen Krebs-Patienten verschiedene Diäten zu sich nehmen, die bestimmte Moleküle, (z.B. Aminosäuen, also Bausteine von Proteinen) nicht enthalten. So will man untersuchen, ob dieses eine Molekül den Stoffwechsel oder verschiedene Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Metastasierung von Krebszellen beeinflusst“, so Laura. „Ziel dieser Forschung ist es, irgendwann einmal Nahrungsmittel herzustellen oder Diäten zusammenzustellen, in denen diese eine Komponente fehlt, um den Krebs dann besser in Schach zu halten.“
Infobox
Einzelne Krebszellen können sich vom Primärtumor (der Ansammlung von Krebszellen, die sich zuerst gebildet hat) lösen und durch die Blutbahn an eine andere Stelle im Körper transportiert werden. Wenn sie sich dort festsetzen und eine neue Ansammlung von Krebszellen, eine sogenannte Metastase bilden, spricht man von Metastasierung. Während man einen Primärtumor oft operativ oder durch Strahlung behandeln kann, wie zum Beispiel beim Brustkrebs, ist das bei einem Krebs, der Metastasen bildet viel schwieriger, da sich zum Beispiel neue Tumore an Stellen bilden können, die man nicht bestrahlen oder operativ entfernen kann.
Macht ihr solche Studien auch am LIH?
„Unsere Forschungsgruppe konzentriert sich eher auf Modelle im Labor. Genauer gesagt untersuchen wir die Aminosäure Serin und ihren Einfluss auf Krebszellen. Aminosäuren sind Moleküle, die Proteine bilden. Genauer gesagt untersuchen wir, wie die Aminosäure Serin die Metastasierung von Krebszellen beeinflusst. Dies untersuchen wir in verschiedenen Krebstypen. Es ist nämlich leider so, dass sich nicht jede Art von Krebs gleich verhält. Ich glaube, dass es in Zukunft eher so sein wird, dass es für jeden Typ von Krebs in seinem spezifischen Kontext eine passgenaue Therapie geben wird.“
Oft liest man, dass Krebspatienten auf Low-Carb oder Keto-Diäten umsteigen sollen. Was ist da dran?
Einige Bücher und Internetseiten raten Krebspatienten dazu, auf eine kohlenhydrat-, also zuckerarme oder eine Keto-Diät (bei der man überhaupt keine Kohlenhydrate zu sich nehmen soll) umzusteigen, um so die Krebszellen „auszuhungern“.
Laura erklärt, dass man bei solchen Empfehlungen sehr vorsichtig sein soll und rät eher davon ab, diesen blind zu folgen: „Kohlenhydrate sind Zucker, welche schnell und große Mengen an Energie für unsere Zellen liefern. Wenn man den Krebszellen weniger Energie bereitstellt, kann man dadurch ihr Wachstum beeinflussen. Man muss jedoch bedenken, dass man damit gleichzeitig alle, auch die gesunden Zellen in unserem Körper „aushungert“. Die Gefahr einer Mangelernährung ist demnach groß, womit man auch dem Immunsystem schadet, was für die körpereigene Krebsabwehr wichtig ist. Wie vorhin schon erwähnt gibt es nicht die eine Universaltherapie oder Diät, die bei jedem Krebs gleich Ergebnisse hervorruft., Krebszellen reagieren möglicherweise unterschiedlich auf Veränderungen der Nährstoffzusammensetzung.“
Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Therapie von Krebs?
„Eine gesunde Ernährung gibt den Patienten Kraft und kann so positiv die Krebstherapie unterstützen. Allerdings, ist es bisher schwierig allein durch eine gezielte Ernährung, Krebs zu bekämpfen. Dafür müsste man die eine Ernährung finden, die sehr spezifisch zum Sterben von Krebszellen führt, ohne dabei den gesunden Zellen zu schaden. Und dazu kommt auch noch, dass, man nicht nur auf das Wachstum vom Tumor abzielen muss, sondern auch noch die Bildung von Metastasen verhindern möchte. Die Metastasierung ist nämlich eine der Ursachen, weshalb Krebs so tödlich ist. Dennoch wird viel im Bereich von Krebsmetabolismus geforscht und auch schon die ein oder andere themenrelevante Studie an Patienten durchgeführt. Das ist positiv und gibt Hoffnung, auch wenn der Weg zur langfristigen Heilung ein langer sein kann. “
Autorin: Lucie Zeches (FNR)
Editorinnen: Michèle Weber (FNR), Melanie Reuter (FNR)